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Schleising liest Ovid: Metamorphosen
II, Vers 833 -875 und Gustav Schwab, Europa und der Stier |
... und
sie gebar ihren ersten Sohn - Minos Oh my god - she calls him Minos Oh mon dieu - elle l'appelle Minos Oh mio Dio, lo chiama Minosse Oh mijn god - ze noemt hem Minos Herregud - hon kallar honom Minos Θεέ μου - τον αποκαλεί Μίνωα |
In der Neuzeit setzte sich die Auffassung durch, dass es sich
bei der Entführung Europas um eine der kurzlebigen
Liebesaffären des Zeus handle, bei denen er eine schöne junge
Frau hinter dem Rücken seiner eifersüchtigen Gattin Hera
verführt und daher der Rache Heras sicher sein könne… Nach Gustav Schwab (1792-1850) schildert der antike Mythos von Europa und dem Stier einen Prozess sexuellen Begehrens, in dem Zeus– wie oft beim Anblick einer schönen Jungfrau –, „von der Schönheit der jungen Europa ergriffen“ gewillt ist, sie hinsichtlich der Befriedigung seiner sexuellen Lust zu erobern. Da diese vertikale Beziehung für den wollüstigen Gott nicht risikofrei gewesen sei, habe er, um den Zorn der eifersüchtigen Hera zu entgehen und zugleich die unschuldige Jungfrau nicht zu verstören,eine List ersonnen: „ … so sann der verschlagene Gott auf eine neue List. Er verwandelte seine Gestalt und wurde ein Stier.“ Robert von Ranke-Graves bezeichnet den Akt in „Griechische Mythologie“auf Seite 173 als Vergewaltigung. Diese Deutungen stehen jedoch, wie Konrad Heldmann* in seiner im Jahre 2016 publizierten Analyse sämtlicher erhaltener literarischer und archäologischer Zeugnisse gezeigt hat, im Widerspruch zur einhelligen Anschauung der griechisch-römischen Antike, in der der Europa-Mythos als ein Brautraub des Zeus mit dem Ziel einer Eheschließung verstanden werden muss.[2] Nach gründlicher Prüfung der antiker Überlieferung(en) war Zeus, als er sich in Europa verliebt, weder mit Hera noch mit einer anderen Gattinnen verheiratet … * Konrad Heldmann: Europa und der Stier oder der Brautraub des Zeus, 2016 erschienen bei: Vandenhoeck & Ruprecht |
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